Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) einfach erklärt

Das, was so gefährlich klingt, hat fast jeder! Da unsere Hornhaut von Natur aus nicht perfekt rund geformt ist, haben nahezu alle Menschen zumindest einen leichten Astigmatismus. In diesem Beitrag gehen wir genauer darauf ein, mit welchen Symptomen ein Astigmatismus einhergeht und welche Ursachen die Hornhautverkrümmung haben kann.

Auf einen Blick:

  • Der Astigmatismus wird auch als Hornhautverkrümmung oder Stabsichtigkeit bezeichnet.

  • Dabei ist die Hornhaut auf einem oder beiden Augen verkrümmt, sodass Lichtstrahlenbündel nicht gleichermaßen gebrochen werden – verschwommenes, verzerrtes Sehen ist die Folge.

  • In den meisten Fällen ist der Astigmatismus erblich bedingt und angeboren.

  • Mitunter kann die Hornhautverkrümmung aber auch durch Narben verursacht werden, die durch Augenverletzungen, Augenoperationen oder Erkrankungen entstehen.

  • Eine Hornhautverkrümmung lässt sich mit einer Brille oder mit Kontaktlinsen in den meisten Fällen gut ausgleichen.

Was ist Astigmatismus?

Würde man Astigmatismus wörtlich übersetzen, so käme dabei „Punktlosigkeit“ heraus. Die häufige Fehlsichtigkeit, die viele Menschen betrifft, zeichnet sich durch eine spezifische Verformung der Hornhaut aus – im Volksmund wird der Astigmatismus daher als Hornhautverkrümmung bezeichnet.

Durch die abweichende Krümmung der Hornhaut können horizontal einfallende Lichtstrahlenbündel anders gebrochen werden als vertikal einfallende Lichtstrahlenbündel, sodass es nicht zu einem gemeinsamen Brennpunkt kommt. Stattdessen entstehen zwei Brennlinien. Das sorgt dafür, dass ein astigmatisches Auge einen Punkt als kleinen Strich oder als „Stäbchen“ sieht. Deswegen wird Astigmatismus auch als Stabsichtigkeit bezeichnet.

In der Folge klagen Menschen mit einem Astigmatismus über ein verzerrtes Sehen. Gegenstände in der Ferne oder in der Nähe – abhängig davon, ob die Hornhautverkrümmung mit einer Kurz- oder Fernsichtigkeit einhergeht – erscheinen unscharf. Zudem können beim Astigmatismus weitere Symptome wie Kopfschmerzen oder brennende Augen auftreten.

Ursachen von Astigmatismus

Da die Natur selten perfekt ist, haben viele Menschen eine verkrümmte Hornhaut – in den meisten Fällen jedoch ohne ernsthafte Beschwerden, abgesehen von der Unschärfe. Dennoch gibt es auch Ursachen, die einen Astigmatismus auslösen können.

Genetische Veranlagung

In den meisten Fällen ist der Astigmatismus angeboren. Wie genau die genetisch bedingte Hornhautverkrümmung entsteht und welche Faktoren dabei ursächlich sind, ist bisher nicht bekannt.

Verletzungen oder Narben

In selteneren Fällen können unfallbedingte Narben oder Krankheiten zu Verformungen der Hornhaut führen. Dann spricht man von einem irregulären Astigmatismus (Astigmatismus irregularis). Narben können beispielsweise nach einer Augenoperation oder in Folge einer Hornhautentzündung (Keratitis) entstehen.

Erkrankungen

In seltenen Fällen kann ein Keratokonus die Hornhautverkrümmung auslösen. Dabei wird die Hornhaut immer dünner und wölbt sich dadurch kegelförmig nach vorne. Oft entwickelt sich diese Augenerkrankung schon in jungen Jahren und wird im Verlauf des Lebens kontinuierlich schlechter.

Alterungsprozesse

Mitunter kann sich die Hornhautverkrümmung im fortschreitenden Alter verschlimmern, insbesondere wenn sie durch eine Krankheit oder Verletzung am Auge ausgelöst wurde. Die altersbedingten Veränderungen der Hornhautstruktur wirken sich dann negativ auf den Astigmatismus aus.

Verschlechterung der Hornhautverkrümmung - diese Ursachen gibt es

Eine genetisch bedingte Hornhautverkrümmung bleibt in der Regel ein Leben lang gleich. Es kann jedoch auch im Laufe der Jahre zu einer Verschlechterung kommen, was durch unscharfes Sehen und verzerrte Objekte im Sichtfeld von Betroffenen bemerkt wird. Diese kann verschiedene Ursachen haben.

Augenverletzungen

Traumata (beispielsweise ein Schlag auf das Auge) oder Operationen am Auge können die Gesundheit der Hornhaut beeinflussen. Entstehen infolge von Operationen oder Verletzungen Narben am Auge, kann die Hornhautverkrümmung schlechter werden.

Erkrankungen

Erkrankungen am Auge, die die Hornhaut verformen (beispielsweise Keratokonus) können im Laufe der Zeit schlimmer werden und so zu vermehrten Beschwerden führen.

Hornhautverkrümmung erklärt von Priv.-Doz. Dr. Steinberg vom zentrumsehstärke, der Augenarztpraxis auf dem UKE-Gelände in Hamburg/Deutschland.

Astigmatismus: Ab wann brauche ich eine Brille?

Eine leichte Form der Hornhautverkrümmung bemerkt man oft nicht einmal. Erst bei einer stärkeren Form des Astigmatismus sieht man alles – in der Nähe und in der Ferne – unscharf und verschwommen. Bei diesen Symptomen sollte man einen Augenarzt oder Augenoptiker aufsuchen.

Die Stabsichtigkeit ist – wie Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit – eine Abweichung im Aufbau des Auges, die zu einer Fehlsichtigkeit führt. Sehr oft sind Brillenträger – also Menschen, die kurz-, weit oder alterssichtig sind – auch stabsichtig. Anders gesagt: Nicht nur die Brechkraft der Linse und die Länge des Augapfels sind „schuld“, wenn wir schlecht sehen; auch die Form und Krümmung der Hornhaut tragen dazu bei.

Eine Hornhautverkrümmung ist meistens angeboren. Einen normalen Astigmatismus (Astigmatismus regularis) stellt der Augenarzt oder Augenoptiker während einer normalen Sehstärkenbestimmung (Sehtest) fest. Während der objektiven Augenglasbestimmung liefert der Autorefraktometer erste Werte. Im Rahmen der subjektiven Augenglasbestimmung überprüft der Augenoptiker die Dioptriewerte mit einer Messbrille oder einem Phoropter und bestimmt die exakte Achslage der Hornhautverkrümmung.

Zum Ausgleich einer Hornhautverkrümmung sind sowohl Brillen als auch Kontaktlinsen geeignet. Insbesondere wenn du Schwierigkeiten bei deinen täglichen Aktivitäten wie Lesen oder Autofahren bemerkst oder Objekte in der Nähe oder Ferne unscharf erscheinen, solltest du einen Augenarzt oder Optiker aufsuchen. Ab einer Veränderung von mehr als 0,5 Dioptrien sollten eine Brille oder Kontaktlinsen in Betracht gezogen werden.

Übrigens:

Wussten Sie, dass es schon seit über 170 Jahren Brillengläser gibt, die Stabsichtigkeit korrigieren? Sie wurden 1841 in Philadelphia erfunden.

Ob beim Augenarzt oder Augenoptiker, das Ergebnis findet man später in Form von für Laien seltsam anmutenden Schreibungen/Schreibweisen auf dem Rezept beziehungsweise auf dem Brillenpass wieder. Da steht dann zum Beispiel: „cyl -1,0 A 85°“. Das bedeutet: Zylinderkorrektur von einer Dioptrie in einer Achslage von 85 Grad.

Hornhautverkrümmung: Neue Brille unscharf?

In der Regel korrigiert man Astigmatismus mit torischen Brillengläsern. Das sind Brillengläser, die in einer Achslage (dem sog. Hauptschnitt) eine Wirkung haben (z. B. Kurzsichtigkeit korrigieren), und im zweiten Hauptschnitt eine andere (zum Ausgleich der Hornhautverkrümmung). Astigmatismus lässt sich auch mit torischen Kontaktlinsen korrigieren.

Menschen, die an einer irregulären Form der Stabsichtigkeit leiden, können die Problematik in der Regel nicht durch Brillen ausgleichen. Hier können allerdings formstabile Kontaktlinsen eingesetzt werden, um auch diesen Menschen das deutliche Sehen zu ermöglichen.

Es kann vorkommen, dass sich das Sehen mit deiner neuen Brille zur Korrektion der Hornhautverkrümmung zunächst sehr ungewohnt anfühlt. Das ist meist darauf zurückzuführen, dass sich das Auge an die neue Sehhilfe gewöhnen muss. In der Regel verschwinden die Probleme nach einigen Tagen oder Wochen von selbst. Ist das nicht der Fall, wurde die Brille möglicherweise nicht exakt auf deine Werte abgestimmt – dann ist es sinnvoll, noch einmal beim Augenoptiker vorbeizuschauen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen zu lassen.

Gleitsichtbrillen bei Hornhautverkrümmung

Gleitsichtbrillen bieten sowohl eine Korrektur für den vorliegenden Astigmatismus als auch für eine vorliegende Fern-, Kurz- oder Alterssichtigkeit. Der Vorteil von Gleitsichtbrillen liegt darin, dass sie mehrere Sehbereiche abdecken: Sie ermöglichen eine nahtlose Sicht in verschiedenen Entfernungen, ideal für Menschen, die Probleme beim Lesen haben.

Trageempfehlungen bei Astigmatismus

Um den Astigmatismus auszugleichen, wird das kontinuierliche Tragen der Brille empfohlen. So kann die Sehkraft optimal unterstützt werden. Bei Bedarf können auch Gleitsichtbrillen verwendet werden, um sowohl den Astigmatismus als auch die Alterssichtigkeit zu korrigieren.

Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt oder Optiker sind wichtig, um die Sehstärke optimal anpassen zu können, falls sich deine Werte im Laufe der Zeit verändern. Wenn du bei einer gut eingestellten Brille plötzlich feststellst, dass du wieder verschwommen oder unscharf siehst, sollte daher ein erneuter Sehtest durchgeführt werden.

Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) ohne torisches Brillenglas

Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) mit torischem Brillenglas

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